Das Wort „Auswandern“ scheint eine magische Kraft zu besitzen und kreist nicht nur in den Köpfen vieler Menschen herum. Vor allem in den Medien wird das Thema ausführlich behandelt – auch kontrovers, meist jedoch zur Belustigung.
Was es wirklich bedeutet auszuwandern, möchte ich in meiner kleinen Serie versuchen widerzuspiegeln. Ich nutze einfach die Gelegenheit und stelle Ihnen interessante Menschen vor, die den Schritt des Auswanderns erfolgreich gemeistert haben.
Die erfolgreiche Sportlerin und Trainerin Steffi Stief, gebürtig aus Rendsburg kommend, wohnt mit ihrem Ehemann seit nun mehr 4 Jahren auf Lanzarote in Playa Blanca. Was sie zu diesem Schritt bewegte, welche Erfahrungen sie in ihrer neuen Heimat sammelte und wie sich ihr Leben veränderte, erfahren wir im hier folgenden Interview.
Hallo Steffi! Es freut mich sehr, dass Du mich heute zu Dir eingeladen hast und mir von Dir erzählen möchtest. Lass uns einfach gleich anfangen. Erzähle mir mal, wie es damals war, als Du Dich entschlossen hattest auszuwandern. Warum wolltest Du Dein Leben so drastisch verändern?
Es kamen viele Sachen auf einmal, die mich nachdenklich gemacht haben. Im Grunde genommen leben wir alle in der einen oder anderen Weise angepasst und dann passieren auf einmal Dinge in einem Leben, die einen wachrütteln. Ich hatte mehrere schwere persönliche Schicksalsschläge in 2012, die mich sehr nachdenklich stimmten. Am Jahresende wollte ich eigentlich nur noch mit meiner Mutter über Weihnachten wegfahren und alles mal vergessen. Da lag Lanzarote nahe, weil ich schon seit über 17 Jahren dort meinen Urlaub verbrachte. Mit diesem Urlaub veränderte sich dann mein ganzes Leben.
Wie meinst Du das, was ist passiert?
Ich hatte einfach beschlossen mein Leben zu ändern und für meine Ziele zu leben. Ich hatte den Urlaub gebucht und habe voller Freude auf Facebook gepostet, dass ich „Endlich wieder auf meiner Insel bin“. Genau das hat mein zukünftiger Mann gelesen, der bereits auf Lanzarote lebte und hat mich direkt angeschrieben. So haben wir uns getroffen und mein Leben begann sich zu ändern. Kurios ist, dass wir beide aus der gleichen Stadt kommen und quasi unsere Jugend am gleichen Ort verbrachten. Dann musste erst Lanzarote passieren, damit wir uns fanden.
Dann brauche ich Dich jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr fragen, warum Du Dich für Lanzarote entschlossen hast?
Doch… denn lange bevor ich meinen heutigen Ehemann traf, habe ich wirklich jeden Urlaub seit 1999 auf Lanzarote verbracht. Seit meinem ersten Urlaub habe ich mich auf der Insel sofort zuhause gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich einfach zu der Insel gehöre. Die Insel ist genauso wie ich – ein Vulkan!
Und dann bist Du hier auf der Insel angekommen und hast Dein neues Leben begonnen. Was hast Du am Anfang als gewöhnungsbedürftig oder ganz anders empfunden?
Das einzige was ich als sehr gewöhnungsbedürftig am Anfang empfand war die Arbeitsmoral auf den Ämtern. Da weiß ja die eine Hand nicht, was die andere tut. Das finde ich bis heute noch als sehr gewöhnungsbedürftig. Aber man muss da einfach seine deutsche Mentalität ablegen. Alles ein bisschen gelassener sehen und einfach in sich ruhen. Dann klappt das schon.
Puuhh – das kenne ich! Aber mit der „richtigen“ Einstellung geht das dann doch alles – erfahrungsgemäß ;-). Aber wenn Du jetzt einmal zurückblickst: Wie hat sich Dein persönlicher Weg als Mensch durch die Auswanderung verändert?
Verändert hat sich eigentlich nicht viel. Ich habe nur dieses tiefe innere Gefühl, dass ich angekommen bin in meinem Leben. Ich habe keinen Stress mehr so wie früher. Man kann sogar sagen, dass mein Stresspegel sich quasi auf Null reduziert hat. Ich bin einfach ausgeglichen und lebe, was ich leben möchte ohne Druck.
Wenn man einen Blick auf Deinen Lebenslauf wirft, hat Sport schon immer eine wichtige Rolle in Deinem Leben gespielt. Welche Sportarten machst Du und was fasziniert Dich daran?
Es geht eigentlich gar nicht so sehr darum, welchen Sport man macht. Es ist wichtig, dass man überhaupt Sport macht! Mich fasziniert immer wieder aufs Neue, dass man durch Sport den eigenen Körper kennenlernen und entdecken kann. Was ein Körper in der Lage ist zu leisten mit der richtigen mentalen Einstellung und dem Willen, das ist wirklich faszinierend. Was auch der Sport in einem Menschen bewirken kann. Dabei geht es gar nicht um Höchstleistungen – nein! Davon spreche ich nicht. Durch den Sport ein Körpergefühl wiederentdecken und auf sich Acht geben. Das ist es auch, was ich vermitteln möchte in meinem Unterricht und meinen Trainings. Ich möchte den Leuten genau dieses Gefühl vermitteln und dass sie die enorme Leistungsfähigkeit ihres eigenen Körpers wiederentdecken. Das Bewusstsein schaffen, dass der Körper wertvoll ist. Ich möchte damit mehr Lebensqualität und Spaß am Leben schenken. Selbst bei einem seelischen Down findet man über den Körper und den Sport wieder zu einer freudigen Ausgeglichenheit zurück. Körperpflege ist nicht nur sich jeden Tag ´mal zu duschen. Körperpflege ist eine gesunde Ernährung und ein gutes, angemessenes Training. Um einfach fit für den Alltag zu sein. Und da gibt es auch keine Altersbegrenzungen. Deswegen mache und trainiere ich viele Sportarten, wie Pilates, Yoga, Indoorcycling, Tai Chi, Muskelaufbau etc.
Als aktive Sportlerin nimmst Du auch an Wettkämpfen teil. Welches war für Dich Dein schönstes Erlebnis? Und welche Herausforderungen möchtest Du als nächstes angehen?
Eigentlich ist jeder Wettkampf etwas sehr Spezielles. Es ist jedes Mal eine große Herausforderung und in jeden Wettkampf (sei es ein Marathon oder etwas Anderes) gehe ich mit großem Respekt. Ich weiß am Ende des Tages nicht, was mich wirklich erwarten wird. Und es ist einfach so, dass man jedes Mal anders drauf ist. Ich kann meine Trainings machen und 20 km laufen, aber genau an dem Tag des Marathons fühle ich mich schon vor Beginn nicht optimal. Während der Trainings alles top – aber am Tag der Tage auf einmal doch nicht in Superform. Wie letztens als ich den Marathon FamaraTotal über 14 km gelaufen bin mit 625 m Höhenunterschied. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei jedem neuen Berg an meine Grenzen gestoßen bin und wollte nach der Hälfte einfach einpacken und heulen. Ich war an dem Tag eben nicht fit. Aber dann kommt die mentale Stärke und Disziplin. Und der Körper macht mit. Und so schrecklich, wie es zwischendurch auch war, ich kam total glücklich und zufrieden durchs Ziel gelaufen und werde es nächstes Jahr wieder tun. Einfach aus dem Negativen das Positive sehen und ziehen – Das ist meins! Sich mental disziplinieren. So machen es auch alle anderen Mitstreiter und das finde ich total bewundernswert. Selbst Mitstreiter, die ein körperliches Handicap haben.
Warum hast Du Dich entschieden Trainerin zu werden? Was ist Deine Motivation?
Klar mache ich selber gerne Sport und mein Sport war immer meine Medizin für und gegen alles. Aber ich möchte meine Erfahrungen gerne teilen. Ich möchte den Menschen zeigen, dass Sport nicht einfach nur eine körperliche Anstrengung ist. Deswegen habe ich für mich und durch meine langjährigen und intensiven Ausbildungen auch Sportarten entdeckt, die einfach jedem Menschen mehr Lebensqualität schenken.
Es geht nicht darum einen Marathon in Bestzeit zu laufen. Es geht vielmehr darum, ein eigenes Gefühl für seinen Körper wiederzufinden und wieder zu entwickeln. Sich in seinem Körper wohl zu fühlen. Ein Gefühl zu haben, sich selber bei all dem Stress auf den Körper konzentrieren zu können. Dabei auch den Stress einfach abbauen zu können und sich nur auf sich und sein Leben zu konzentrieren. Sich auch wohl und bestätigt fühlen nach einer körperlichen Strapaze. Und es ist egal, ob wir Tai Chi, Muskelaufbautraining, Wettkampfvorbereitung oder Yoga am Strand machen. Ich möchte einfach vermitteln, dass jeder einfach den Sport macht, den er möchte und mit dem er sich wohlfühlt. Ich möchte Technik vermitteln (ganz wichtig!) und dazu motivieren, seinen eigenen Körper kennenzulernen und einfach Spaß an Bewegung zu haben.
Und was bietest Du als Trainerin genau an und wo?
Ich habe mein eigenes Fitnessstudio hier in Playa Blanca und mache sowohl Kurse als auch gezielte Trainings an Geräten und auch Personal Trainings. Ich trainiere ohne Altersbegrenzung: von 10 Jahren bis…. Ich glaube mein ältester Teilnehmer ist 81 Jahre alt. Ich bin staatlich anerkannte Trainerin und in verschiedenen Spezialbereichen (wie z. B. spezielle Trainings für Rücken- und Gelenkbeschwerden und auch Schwangere oder junge Mütter) habe ich lizenzierte Titel. Ich habe jetzt gerade von jungen Müttern gesprochen, aber das Beckenbodentraining ist für alle gesundheitlich sehr sinnvoll.
Das Thema Gesundheit ist für Dich ein wichtiger Aspekt in Deinem Leben. Welches Patentrezept hast Du immer gesund und fit zu sein? Welchen Rat gibst Du anderen?
In der heutigen Gesellschaft wird einem immer alles Mögliche aufgezwungen – man muss das machen und man muss jenes machen. Diese Zwänge mag ich nicht. Wenn es z. B. um die Ernährung geht, kommt man an Fast Food (und sei es der schon abgepackte, fertige Salat im Supermarkt) gar nicht mehr vorbei. Aber man sollte sich nichts zwanghaft verbieten. Sich gesund ernähren ist gut, aber man darf auch mal anders. Bewegung darf man nicht vergessen. Das was einem Spaß macht, soll man einfach machen, um aus dem Alltagsstress rauszukommen.
Steffi, vielen Dank für unser schönes Gespräch. Und dafür, dass Du mir Dein wirklich schönes und großes Studio gezeigt hast.
Du hast mich überzeugt und ich werde jetzt am Mittwoch bei Dir mal eine Pilates-Erfahrung buchen….
Ich werde Dich beim Wort nehmen und wahrscheinlich meinen Körper am Tag danach erstmal so richtig kennen lernen!
PS: Ganz ehrlich und nur unter uns: mir hat das Fitnessstudio von Steffi richtig gut gefallen. Es ist nicht so, wie man es von hier (oder besser gesagt von Playa Blanca) kennt. Wirklich sehr groß, hell und offen -sehr einladend und es roch weder nach Schweiß noch nach Chlorreiniger!
…und ich werde ja sehen, wohin mich meine Pilates-Erfahrung bringen wird…. Eben jeder, so wie er kann und möchte! Ich werde berichten!
Hier zeige ich Ihnen die Fotos, die ich vor dem Interview gemachte habe:
Und wenn Sie noch Fragen haben sollten, dann können Sie direkt mit Steffi sprechen. Hier sind ihre Kontaktdaten
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